Nachruf von Wolfram Dressler

Picún Leufú, 3. Juli 2009

Nachruf auf + José Marx

 

Am Montagmorgen, dem 22. Juni um 9.30 Uhr, rief mich Raul Silva aus Capioví an und teilte mir die traurige Nachricht vom Tode José’s mit. Es dauerte eine Weile bis es mir bewusst wurde, denn im Januar sahen wir uns noch in Bariloche, wo er Gesundheit auftankte, um das schwuele Klima in Misiones besser auszuhalten. Dann ueberfiel mich eine Traurigkeit, ganz im Einklang mit Preissners Réquiem für einen Freund. Ich betete fuer sein Seelenheil. Unmittelbar standen einige Lebensbilder und Situationen vor mir. Am Montagabend dem 29 Juni konzelebrierten wir in der Bonifatius-gemeinde in Buenos Aires mit Bischof Stoekler aus Quilmes und Paul Denninger eine hl. Messe zu seinem Gedächtnis. Dort durfte ich einige Anekdoten der gemeinsamen letzten 14 Jahre austauschen. Fuer viele seiner Mitbrueder war er einfach unmöglich. Wohl deshalb, weil er das Unmögliche möglich machte:

  • 15 EFAS,
  • 1 Radiostation
  • seine Sorge um die Guaranis;

 

Argentina… und das war nur ein Teil seiner Arbeit. Er war ungehorsam seinen Oberen gegenüber, aber laut Petrus: “Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.“ So baute er weitere Efas, feierte Auferstehung von Ostern bis Pfingsten mit den Indianern und reiste durchs ganze Land, um deren Kunstgegenstände zu verkaufen. Er war überall und nirgends. Nie wusste man wo er war: in Capioví, Linea Cuchilla, Oberá, San Ignacio,Posadas, Eldorado, Iguazú, Asunción, Buenos Aires oder Bariloche... ? Fragte man in Posadas an und bekam die Antwort: J. Marx ist in Buenos Aires, dann war er schon längst wieder irgendwo in Misiones. Immer „wurschtelte“ er allein herum, dennoch besuchte er mehr Mitbrüder als der jeweilige Provinzial. Kam er auf seiner Missionstour über Eldorado, rief er kurz vorher an oder kam unangemeldet: „Bitte ein Liter Wasser mehr in die Suppe“, denn meist kam er mit Gästen, aus Argentinien, aus Deutschland oder irgendwo in der Welt.

Mit ihm zu fahren war immer ein Abendteuer.Er fuhr „ wie eine gesengte Sau“; überholte rechts oder links, in Kurven. Einmal mit Ing. Kleipass lernte ich ihm auch das Fürchten: „Nie wieder fahre ich mit Dir“, meinte er am Abend als er bleich aus dem Wagen stieg.

Er hatte nie Zeit, immer hatte er es eilig und doch nahm er sich Zeit für alle, die ihn mit ihren Sorgen aufsuchten.

Er kam immer zu spät oder schickte jemand anders – z.B. meine Wenigkeit, die dann auch zu spät kamen.

Ich fuhr 120 km von Eldorado (hl. Messe 8 Uhr) bis San Nicolas, um dort die Messe um 10 Uhr zu halten, weil José um diese Zeit auf dem Weg nach Reconquista (600 km) war. Ich traf ihn dann in San Nicolas und fragte ihn vor der Gemeinde, ob er schon so heilig sei dass er an zwei Orten zur gleichen Zeit sein könne? Immer hatte er „unmögliche“ Aufträge. „Wolfram, komm mit zur neuen EFA, bitte suche dort mit deiner Rute die Wasserader für den Brunnen.“ – „ Komm schnell und halt die Messe für die Schüler der EFA“ ( oder anderswo). „Kannst Du nicht Exerzitien geben am Wochenende in der EFA?“ - „ Fahr schnell zum Flughafen und gib dort meine Rundbriefe für Deutschland ab.“ Abends schmiedeten wir Pläne für den nächsten Tag, aber während der Nacht wechselte er sie schon wieder. Er konnte einen auf die Palme bringen“ und doch konnte ich ihm nie böse sein. Er war eben so. „Qué querés por cinco pesos?“ „ Was bekommst Du schon für fünf Pesos?“ pflegt man in Misiones zu sagen. Durch seine Hände gingen Millionen Pesos und doch blieb nur das nötigste bei ihm kleben – was hier in Argentinien schon an Wunder grenzt.

Er war einer der „allround“ Missionare, von denen der „Stern“ in den 68-er Jahren die beste Propaganda machte: Steyler Missionare in aller Welt: Entwicklungshelfer, Seelsorger, Fachleute in allen Bereichen, Wissenschaftler; geben Unterricht in allen Fächern und Sprachen, Experten im Bauen von Schulen und Kirchen, Experten in Bibel und Medien...

 

Tja, das war Padre José. Er hat sein Ziel erreicht, aufgehoben in Gottes Barmherzigkeit.

Euch alles Gute und Gottes Segen,

 

Wolfram DresslerWolfram Dressler, SVD

Parr. Sagrado Corazón

8313 Picún Leufú

Prov. Neuquén

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Was ich nicht schrieb:

Raúl Silva, ein Ex-Diözesanpriester, der bei mir im Bibelzentrum zwei Jahre gearbeitet hat - und sehr gut - gab ihm noch die Generalabsolution. Bischof PIÑA meinte damals: „Du bist zwar laïsiert, aber Priester bleibst Du immer. So solltest Du auch im Notfall die Sakramente spenden."

Bueno, über Josef könnte man eine Biografie schreiben.

Euch alles Gute, Wolfram

Aktualisiert (Sonntag, den 01. August 2010 um 17:02 Uhr)